Kirchentag 2023 in Nürnberg

Ankunft und Tag 1

Wir, die Pfadfinder vom Stamm Eberhard von Dankelmann, waren als Helfende auf dem Kirchentag in Nürnberg. Am Dienstag, den 6. Juni, fuhren wir um 5 Uhr morgens los und kamen um 10:30 Uhr in Nürnberg an. Nach unserer Ankunft ging es direkt zum Helfendentresen, wo wir unser Material, wie Halstücher, Shirts und Helfenden Kompass, erhielten. Ausgestattet mit unserem Material machten wir uns auf den Weg zum Hauptmarkt, unserem Einsatzort. Dort übernahmen wir und einige andere Pfadfinder des REGPs die Backstage Betreuung für die Künstler*innen. Nachdem wir alles für den Mittwoch vorbereitet hatten, ging es in die Schule, wo wir unser Klassenzimmer und Lager für die nächsten Tage bezogen. Nachdem wir unser Nachtlager eingerichtet hatten, ging es nochmal in die Stadt zu einer Lokalität, deren Name uns auch durch den letzten Kirchentag begleitete. Am Mittwoch ging es nach einem ersten Kennenlernen und der ersten allmorgendlichen Einsatzbesprechung sowie einer gemeinsamen Führung durch unsere Räumlichkeiten für uns erstmal aus der Stadt hinaus zum Zeppelinfeld und dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände rund um den Dutzendenteich. Dieses Gelände manifestiert die dunkle Vergangenheit Nürnbergs und wird mittlerweile als Mahnmal an längst vergangene Zeiten wieder aufgearbeitet. Die schiere Einschüchterung, die diese Gebäude durch ihre Bauweise auf einen auswirken, kann man nur schwer in Worte fassen und noch schlechter in Bildern sichtbar machen. Man muss selbst dort gewesen sein; andernfalls ist es quasi unmöglich, sich die schiere Größe vorzustellen. Nach dem kulturellen Programm ging es für uns wieder Richtung Innenstadt zur Helfenden Verpflegung, um vor Dienstantritt Mittag zu essen. Für uns stand am Nachmittag sowohl der Ehrenempfang als auch die Betreuung der Künstler*innen für den Eröffnungsgottesdienst auf dem Programm. Phillipp und Malte kümmerten sich um die Betreuung der Ehrengäste, während sich Sabine, Jan, Tizian und Jenny um die Backstage Räume kümmerten. Als schließlich alle Ehrengäste ihre Karten hatten und der Gottesdienst im vollen Gang war, konnte man ein bisschen durchatmen und den Klängen des Chors lauschen. Später am Abend hatten wir bei uns auf der Bühne dann noch das „STIMMung“-Programm und um den ersten richtigen Kirchentagstag zum Abschluss zu bringen den Tagesausklang inklusive Abendsegen und Kerzenmeer. Nachdem Backstage dann nun die letzten Künstler gegangen waren, ging es auch für uns in unsere Unterkunft.

Tag 2 und 3

Der nächste Tag, der zweite volle Kirchentagstag, Donnerstag seines Zeichens, starte für uns schon sehr früh. Wir hatten nämlich die erste der zwei Frühschichten (die zweite hatten wir zum Glück erst am letzten Tag). Also ging es für uns zu 9:00 zur Dienstbesprechung um alles bei uns in den Räumlichkeiten für die Biker*innen des Motorrades Gottesdienst „Check!“ vorzubereiten. Der restlichte Tag war geprägt von dem Unwetter am frühen Mittag und einer Beschäftigung, welche uns noch den ganzen Kirchentag begleiten sollte, Kerzen stecken für den Abendsegen. Nach dem Feierabend und als der Regen abnahm, nutzten wir die Gelegenheit, um Nürnberg unsicher zu machen und uns die restliche Stadt ein wenig anzuschauen. Zum Abend hin machten wir uns auf die Suche, nach einer Lokalität, die näher zu unserer Unterkunft war, um auch diesen Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Am Freitag, dem mittlerweile schon dritten Kirchentagstag, konnten wir ausschlafen und nutzten den Vormittag, um in Kleingruppen durch Nürnberg zu ziehen. Phillip und Malte fuhren zur Messe, um sich mal das Helfenden Café anzuschauen und sich mit anderen Helfenden zu unterhalten. Tizian und Jenny schauten sich das Spielzeug Museum an und Sabine und Jan bummelten einfach durch die Stadt. Dienstantritt war ja auch erst um 14:30. Freitagabend stand Viva Voce, eine A-cappella Band, mit den Nürnbergern Symphonikern auf dem Programm. Tagsüber war es noch recht ruhig, aber mit späterer Stunde trafen immer mehr Symphoniker ein und das Treiben auf dem Marktplatz wurde auch immer reger. Unsere Lieblingsaufgabe des Tages war es verständnislosen Radfahrern nochmal die Bedeutung des Schildes „Durchfahrt für Radfahrer verboten“ zu erklären. Von „Es sei ja wohl ein Unding, dass aufgrund des Kirchentages alles anders wäre als normalerweise“, über „Ob wir nicht eine Ausnahme machen könnten“ bis hin zu ignorantem Weiterfahren, war alles dabei. Jedoch muss man auch sagen, dass erstaunlich viele Nürnberger sehr wohl wissen was dieses merkwürdige runde Schild mit dem roten Rand und dem Rad in der Mitte für Radfahrer zu bedeuten hat. Abgesehen davon beschränkte sich unsere Aufgabe auf die Einlasskontrolle am Rathaus und natürlich, wer hätte es erwartet, die Backstage Betreuung der Symphoniker, sowie der Voces. Da diese Aufgaben jedoch nicht alle Men- und Women-Power erforderten, konnte man auch einiges von dem Auftritt der Voces genießen. Auch dieser Tag sollte wieder enden mit dem bis dahin gefühlt schon etablierten Abendsegen inklusive Lichtermeer. Diese Stimmung, wenn ein bis an den Rand gefüllter Marktplatz komplett still ist, man vermutlich jede fallende Haarnadel hören würde, in Kombination mit den Kerzen in allen Händen, diese Stimmung ist einmalig. Und wir hatten das Glück sie jeden Abend aufs Neue erleben zu dürfen. Nachdem die letzten Symphoniker und Voces gegangen waren, alles für den morgigen Tag so weit vorbereitet war, war es wieder an uns im Rathaus das Licht auszumachen. Und natürlich ließen wir auch wieder in der Lokalität vom letzten Abend den Tag ausklingen.

Die letzten beide Tage und Abreise

Der Samstag, seines Zeichens der mittlerweile schon vorletzte Tag, sollte eine Herausforderung mit sich bringen, mit der keiner von uns am Samstagmorgen gerechnet hätte. Erstmal startete der Tag ganz normal wie jeder andere. Wir hatten wieder die Spätschicht und hatten dementsprechend den Vormittag zur freien Verfügung. Direkt zu Dienstbeginn wurden wir darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir bei uns auf dem Hauptmarkt knapp 200.000 Traubenzucker, könnten auch 300.00 gewesen sein, auf Paletten bekommen haben, da man auf der Messe nicht wusste, was man mit eben diesen machen sollte. Da weder wir noch die dutzenden Helfenden vom Hauptmarkt wussten, was wir damit anfangen sollten, leiteten wir die Operation „KTiM“ (Kostenlose Traubenzucker in Massen) ein. Zu Beginn starteten wir ganz subtil und verteilten an Passanten Traubenzucker auf die Hand, bis die ersten fragten, wie viel man davon mitnehmen könne, da war auch schon der erste Rucksack befüllt. Wenig später ging der erste kostenlose Karton mit 1000 Traubenzucker Inhalt über den Tresen. Ab dem Zeitpunkt stieg der Traubenzuckerabsatz rapide. Sabine machte sich mit einem geöffneten Karton auf den Weg vor die Bühne und wurde zum Marktschreier und kam von Zeit zu Zeit mit Kirchentagsbesucher*innen zurück und es gingen weitere Kartons über den Tresen. Die Leute dabei zu beobachten, wenn sie ein-, zwei-, oder mehr tausend Traubenzucker mitnahmen war grandios, von maßloser Verwirrung, bis hin zu Reue, dass man so viel mitnahm, war alles mit dabei. Wir waren tatsächlich einfach nur froh, den Traubenzucker gut loszuwerden. Aber was sollten wir sonst mit dem Traubenzucker machen? Einlagern in eine Halle und auf dem nächsten Kirchentag mit einem alten Motto und nach Lagerhalle schmeckend verteilen? Wohl kaum. Also ging die Mission weiter. In der Zwischenzeit waren die Füenf für das Brot für die Welt Konzert angereist und hatten geprobt. Als das Konzert begann kam Sabine zurück. Das einzige Problem war, dass wir trotz unzähliger privater Reservierungen der Helfenden vom Hauptmarkt und vom Rathaus immer noch eine schier unendliche Menge an Traubenzucker hatten. Also kam Malte auf die Idee die Taktik von seiner Mutter Konzert tauglich und für ihn untypisch, lautlos, umzusetzen. Er macht sich also auf mit dem offenen Karton und verteilte lose den Traubenzucker unter den Konzertbesucher*innen. Nebenbei fragte er, ob Interesse an Traubenzucker kartonweise, zum Beispiel für die Gemeinde oder einfach so, bestand. Und entgegen den Zweifeln der anderen ging Karton nach Karton weg. Alle die wollten konnten so viele Kartons bekommen, wie sie wollten, die Polizei von Nürnberg bekam drei Kartons, eine Gruppe Diabetiker nahm gleich 7 für ihre Diabetikerguppe in der Heimat und so weiter und so fort. Und so langsam, aber sicher leerten sich die Paletten mit den Kartons merklich. Als sich das Konzert dem Ende neigte war es endlich so weit, der letzte Karton mit 1000 kostenlosen Traubenzuckern wechselte den Besitzer. Und so begab es sich, dass der VCP Lingen innerhalb eines Nachmittags und Abends irgendwas zwischen 200.000 und 300.000 Traubenzucker unter das Volk brachte. Und nach dem Abendsegen mit Kerzenmeer ging es dann für alle in den wohlverdienten Feierabend. Doch wer hätte damit gerechnet, dass in der Schule, wo das Gro des VCP auf dem Kirchentag untergebracht war, es am letzten Abend noch eine Singerunde geben sollte. Also hieß es fix die Sachen packen, damit am Sonntag auch alles zeitnah loskonnte und schnell wieder runter zur Singerunde. Und die ging lang. Als sich die Singerunde dem Ende neigte ging es noch ins Bett, für so knapp 3 Stunden Schlaf vielleicht. Nur um am nächsten Tag also um 6:00 wieder raus aus dem Federn und runter zum Frühstück zu stratzen. So begann also der letzte Tag auf dem Kirchentag. Und er war nicht weniger gefüllt mit Programm und Arbeit als die letzten Tage. Also machten wir uns direkt an die Arbeit die letzten Backstage Räume vorzubereiten. Denn die ersten Künstler*innen sollten schließlich schon um 8:00 kommen. In unserem Rathaus war ja die letzten Tage schon immer viel los, aber wie viel an diesem letzten Tag an Action im Rathaus war, das hätte sich keiner vorstellen können. In jeder Ecke wurden letzte Proben und Abstimmungen vorgenommen und man fühlte sich ein bisschen wie in einem Bienennest. Mit jeder Minute rückte der Abschlussgottesdienst näher und man konnte förmlich spüren, wie die Aufregung stieg. Als der Abschlussgottesdienst lief, war es jedoch anders als die letzten Tage. Während draußen auf dem Marktplatz der Kirchentag seinen Abschluss fand, war hinter den Kulissen high live. Alles, was nicht mehr essenziell war wurde abgebaut und aufgeräumt. Als dann der Abschlussgottesdienst vorbei war, hatten wir Backstage zum Glück schon das meiste erledigt. Allerdings stand auch noch einiges auf der To-Do-Liste. Es musste der komplette Backstage Bereich auf- und abgeräumt werden, sodass die Dienstleister die mobilen Räume abbauen konnten, aber das ging nicht eher, als dass die Künstler abgereist waren. Zudem fand parallel die Abschlusspressekonferenz statt. Dafür mussten dann auch noch zwei abgestellt werden, um die Einlasskontrolle zu übernehmen. Als diese dann vorbei ging, waren nur noch die letzten Handschläge zu erledigen und somit war unser Dienst auf dem Kirchentag getan. So gingen nun also 6 vollgepackte Tage auf dem Kirchentag zu Ende und wir machten uns auf den Heimweg. Bis es in zwei Jahren wieder heißt „Ich helfe“ dieses Mal jedoch nicht auf der anderen Seite der Republik, sondern in Hannover.

Bericht und Fotos: Malte Röhlmann